Telefon: 0491 – 63 43 0

Öffnungszeiten: Mo – Do: 8 – 19 Uhr | Fr: 8 – 14.30 Uhr

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Thema: Wieso muss ich so lange auf einen Termin warten?

Wenn Sie in den letzten Wochen mit einer Verordnung zu uns gekommen sind, haben Sie sicher Folgendes von uns gehört:,,Es tut uns leid, aber wir können nach aktuellem Stand keine Patienten/innen mehr annehmen. Unsere Pläne sind  für die nächsten Wochen lückenlos voll. Wir bieten Ihnen an, Sie auf unserer Warteliste zu erfassen.“

Die Situation ist seit Jahren kritisch und die Frage nach dem Warum trifft uns mal interessiert, mal auch wütend oder frustriert. Das verstehen wir. Deshalb geben wir hier ein kurzes Statement ab, wieso es auch in der Physiotherapie immer schwieriger für Sie wird, einen zeitnahen Termin zu bekommen.

1.Fachkräftemangel durch Mangel an Nachwuchs

Aus der Pflege, dem Kindergarten oder aus den Schulen und auch aus dem Handwerk kennt man ihn schon: den Fachkräftemangel. Auch unser Berufstand leidet seit Jahren unter einem massiven Mangel an Nachwuchs. Die Gründe hierfür sind mannigfaltig: Hohe Kosten für die Ausbildung, niedriges Startgehalt, hoher Aufwand im Berufsleben aufgrund von ständigen Weiterbildungen, hoher Stress aufgrund enger, zeitlicher Taktungen, lange Arbeitszeiten uvm. machten den Beruf immer unattraktiver für junge Menschen, wogegen der Bedarf an physiotherapeutischer Unterstützung vor allem durch den demographischen Wandel und die Anerkennung diverser Krankheitsbilder (z.B Fibromyalgie, Lipödem…) stark anstieg. War der ,,Masseur“ vor 30 Jahren noch ein Beruf, der vor allem auf die Massage ausgelegt war und der ,,Krankengymnast“ für das Anleiten aktiver Übungen und das Durchführen passiver Maßnahmen zuständig war, so ist der ,,Physiotherapeut“ heute ein sehr komplexes, vielfältiges Berufsbild mit unterschiedlichsten Möglichkeiten und Qualifikationen. Ein erster Schritt in die richtige Richtung war mit Sicherheit das Abschaffen der Schulgebühren seit ca.2021. Diese ist jedoch nicht deutschlandweit einheitlich geregelt, jedes Bundesland hat seine eigene Herangehensweise ( https://physio.de/community/news/content/99/10354 ). Die Folgen davon werden wir aber hoffentlich bald merken.

2.Akademisierung

Akademisierung ist in unserem Beruf ein immer größer werdendes Thema. Im Studium geht es aber viel um das wissenschaftliche Arbeiten und weniger um die Behandlung des Patienten an sich. Sinnvoller für die Praxis wären aber akademisierte Fachkräfte, die in der Therapie am Patienten/innen besonders spezialisiert sind. Ein weiteres Manko bei der Akademisierung ist, dass immer mehr junge, studierte Physiotherapeuten/-innen dann andere Wege im Gesundheitsbereich einschlagen. Da gibt es Stellen bei den Krankenkassen, als (Berufs-)Lehrer/in, in der Forschung….. Zusätzlich zu den Therapeuten/-innen, die sowieso nach einigen Jahren dem Beruf den Rücken kehren und Umschulungen machen. Als berufsbegleitendes Studium endet es auch nicht mit dem Staatsexamen, sondern geht in Teilzeit weiter darüber hinaus. Ein klassicher Einstieg in Vollzeit nach der Ausbildung ist somit nicht möglich.

3.Schlechtes Image

Unser Beruf ist attraktiv – finden wir. Er ist abwechslungsreich, voller Möglichkeiten. Jeden Tag hat man mit Menschen zu tun, es wird selten langweilig. Physiotherapeuten/innen sind auch super Kollegen/innen. Sie sind freundlich, aufgeschlossen, unternehmungslustig, witzig, zuvorkommend. Mit einem Team aus Physiotherapeuten/innen kann man Pferde stehlen. Und dann die Patienten/innen – motiviert, nett, eigenverantwortlich.

Okay, diese Darstellung ist natürlich etwas überzogen. Trotzdem ist unser Beruf wirklich deutlich besser als sein Ruf. Wir laufen nicht bloß mit Pflegeheimbewohnern/innen über den Flur. Wir müssen auch nicht immer topfit sein. Und wir stehen auch nicht 40 Stunden nur an der Bank. Weiterbildungen sind sicher zeitintensiv, lernintensiv und auch teuer, aber sie werden auch gefördert und beeinflussen das Gehalt positiv. Außerdem bleibt man auf dem neuesten Stand und fordert die verstaubten Hirnzellen, begreift Zusammenhänge der Physiologie und trifft auf andere Physios, wodurch man wieder andere Einblicke gewinnt.

Man muss mit alten Vorurteilen aufräumen, denn als Physiotherapeut/in kann man mehr, bewirkt man mehr, ist man mehr. Und man wird mittlerweile auch besser bezahlt – in den letzten Jahren gab es eine schrittweise Erhöhung der Vergütungen von den Krankenkassen. Zeitlicher Druck? Ja, sicher. Aber in welchem Job haben wir den nicht? An der Bank stehen müssen wir auch nicht unbedingt stundenlang – Patienten/innen sollen ohnehin lernen, sich besser zu bewegen. Dafür brauchen wir keine Liege.

Das Warum sollte nun etwas klarer sein. Nun hoffen wir gemeinsam auf engagierten, motivierten und qualifizierten Nachwuchs 🙂